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Gemeinsamer Austausch

Vertreter der drei bayerischen Maristen-Schulen trafen sich Mitte November in Freising.
Vertreter der drei bayerischen Maristen-Schulen trafen sich Mitte November in Freising.

MGF-Lehrer nahmen an Maristen-Fortbildung zum Thema "Spiritualität" teil

Am 14. und 15. November trafen sich 23 Lehrerinnen und Lehrer der drei bayerischen Maristenschulen im Pallotti-Haus in Freising zu einer Tagung, um gemeinsam zu erfahren, was Spiritualität im 21. Jahrhundert bedeutet. Das Maristen-Gymnasium vertraten dabei die Lehrer Eva Alfranseder und Johannes Räpple.

Bereits am Vorabend kamen Mitglieder der Marist Core Teams zusammen, um sich über die vergangenen Schulwochen auszutauschen und Organisatorisches für das restliche Schuljahr zu besprechen. Insbesondere die Maristenbibel, von der wir bereits Auszüge sehen durften, stand immer wieder im Fokus der Gespräche. Abgerundet wurde die Fortbildung mit einem gemeinsamen Besuch der Messe in der Pallottinerkirche und einer Morgenandacht.

Die nächsten beiden Tage, organisiert von Hans Staudner von der Maristen-Realschule in Cham, standen ganz im Zeichen der Spiritualität. Damit wurde ein Thema aufgegriffen, das von der Provinz für 2016/17 als Schwerpunkt angeregt worden war. Als Referentin für die Tagung konnte Frau Prof. Dr. Dr. Katharina Ceming gewonnen werden, die in Augsburg als freiberufliche Theologin und Philosophin engagiert in der Erwachsenenbildung tätig ist. Die Teilnehmer wurden über die Geschichte der Spiritualität sowie über die verschiedenen Spiritualitäten aufgeklärt. Dabei kann man Spiritualität(en) beispielsweise differenzieren nach verschiedenen Erscheinungsformen oder nach Religionen.

Eine neue Spiritualität, die sich im letzten Jahrzehnt entwickelt hat, ist die säkulare Spiritualität. Im Gegensatz zur traditionellen Spiritualität, die im Religionssystem verankert ist, ist diese Vorgabe heute nicht mehr zwingend gegeben. Religiöse und metaphysische Überzeugungen sind dabei unbedeutend und Theorien werden genauso unwichtig wie der Heilsgedanke. Der Fokus liegt auf dem körperlichen und geistigen Wohlbefinden, mit dem Ziel, Entschleunigung und Gelassenheit zu finden. Besonders wichtig in der modernen Spiritualität ist die Erfahrungsdimension. So gibt es heute immer mehr Leute, die Ruhe im Kloster suchen oder die den Jakobsweg gehen. Man beschäftigt sich mehr mit sich, was für einen persönlich im Leben wichtig ist. Um eine spirituelle Erfahrung daraus zu machen, ist es nötig, dass man den Jakobsweg nicht nur als sportliche Betätigung oder Entspannungsurlaub sieht, sondern dass man aus dieser Sinnerfahrung heraus die Welt bewusst und positiv mitgestaltet.

Es wurde auch darüber diskutiert, was christliche Spiritualität ausmacht und wo Schüler an ihre Grenzen stoßen. Als Fazit lässt sich sagen, dass christliche Spiritualität im Allgemeinen nur wenige Anknüpfungspunkte in der Realität der Schüler findet. Wie sollen Schüler den Hintergrund des Erntedankfestes verstehen, wenn sie selbst im Überfluss leben und einen Mangel an Nahrungsmittel nie erlebt haben? Wie sollen Jugendliche das Prinzip des Bußgürtels verstehen, wenn sich das Menschenbild so verändert hat, dass dies nicht mehr unserem eigenen Lebensgefühl entspricht, wie man vor Gott stehen sollte?

Es ist deshalb umso wichtiger, in unserer schulischen Arbeit Anknüpfungspunkte zu schaffen und die Jugendlichen abzuholen. Als Lehrer sollte man unterschiedliche Erfahrungsräume nutzen, auch wenn sie scheinbar nicht mit dem eigenen Erfahrungshorizont kompatibel sind. Denn die Aufmerksamkeit der Jugendlichen gewinnt man am ehesten, wenn man ihnen etwas anbietet, was auch ihrer Lebenswirklichkeit entspricht. In diesem Zusammenhang haben sich die Teilnehmer mit der integralen Theorie von Ken Wilber auseinandergesetzt.

Dies bedeutet nicht, dass traditionelle Riten oder Spiritualitäten wertlos sind. Sie hatten im damaligen Weltbild und unter den Lebensumständen ihre Daseinsberechtigung und waren heilsam. Doch nicht alles, was damals heilsam war, ist es heute noch. Werte verändern sich. Da Werte Ausdruck von Bedürfnissen sind, verändern sich auch diese. Elementar erscheinen v.a. Offenheit, Empathie und Verantwortungsbewusstsein. Es wäre allerdings eine Illusion zu glauben, dass es einen Gesamtentwurf gibt, der für alles passt. Die Welt verändert sich und deshalb wird auch Spiritualität immer Veränderung brauchen.

af

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