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Das MGF bei Olympia

Gerrit Fauser steht mit der Eishockey-Nationalmannschaft im Finale des olympischen Turniers und greift am Sonntag nach der Goldmedaille.
Gerrit Fauser steht mit der Eishockey-Nationalmannschaft im Finale des olympischen Turniers und greift am Sonntag nach der Goldmedaille.

Ex-Schüler Gerrit Fauser steht mit dem Eishockey-Nationalteam im olympischen Finale

Für die vielleicht größte Sportsensation bei den Olympischen Spielen in Südkorea hat am Freitagnachmittag die Eishockey-Nationalmannschaft gesorgt. Nachdem die Truppe um den Landshuter Coach Marco Sturm zunächst Schweden im Viertelfinale 3:2 geschlagen hatte, erkämpfte sich die Truppe zum Start ins Wochenende nun auch noch einen knappen 4:3-Erfolg gegen Rekordweltmeister Kanada – damit stehen die deutschen Kuvenkracks erstmals in Finale des Olypischen Turniers und greifen nach Gold. Mit dabei wird am Sonntag in den frühen Morgenstunden auch ein Stück des Maristen-Gymnasiums sein. Denn zum Kader der Nationalmannschaft gehört auch Gerrit Fauser. Der 28-Jährige hat bis 2007 das MGF besucht, ehe er den Weg als Eishockey-Profi einschlug. Wir wünschen Gerrit viel Erfolg für den Kampf um die Goldmedaille – vielleicht besucht er uns ja nach Olympia an der Schule?

Und ein Schmankerl gibt es dazu noch für die MGF-Homepage: Q12-Schüler Marcel Goes hatte vor Kurzem die Gelegenheit, Gerrit Fauser im Rahmen des P-Seminars "Sportjournalismus" für ein kurzes Interview zu treffen, das es hier exklusiv zum Nachlesen gibt. Fauser sprach dabei über die Leistung von 90 Saisonspielen, die vergangene Saison in der DEL, aber auch seine Erinnerungen an die Zeit am MGF.

Gratulation Gerrit Fauser! 90 Saisonspiele in Vorbereitung, DEL, Champions League und im Nationaltrikot. Auf diese Summe kommen die Fußballprofis nicht annähernd heran. Mit welchem Rezept meistert man so eine Leistung während einer Saison?

Gerrit Fauser: Ja, das ist ganz einfach. Das fängt mit einer harten Saisonvorbereitung an, die im Sommer individuell startet. Mittlerweile werden wir bezgl. der Vorbereitungsphase vom Verein geschult hinsichtlich der Ernährung und Methoden, wie man eben schneller regenerieren kann. Jetzt haben wir auch ein super Athletik-Team aus Bonn, die ALLOUT heißen und uns betreuen. Ansonsten übernimmt unser Trainer die Trainingssteuerung.

Während der Eishockey-Weltmeisterschaft hat Nationaltrainer Marco Sturm sie oft im Unterzahlspiel eingesetzt. Können Sie mir erklären, warum Sie speziell als Stürmer,  als „Spezialist für das Unterzahlspiel“ betitelt werden?

Es gibt wie im Fußball auch verschiedene Spielerarten. Es gibt die filigranen Spielmacher und die, die viele Tore schießen. Dann gibt es Leute wie mich, die über die harte Arbeit kommen, alles geben und sich in jeden Schuss schmeißen. Ich denke, man muss einfach bereit sein, den Preis zu zahlen und den Schmerz in Kauf zu nehmen, um die Torschüsse zu verhindern.

Schade, dass die Wolfsburger nach 2016 und dieses Jahr wieder im Playoff Finale gegen München das Nachsehen hatten. Sind die Münchner jetzt wie beim Fußball eine Macht? Muss man befürchten, dass sie als Favorit ungebremst durchmarschieren werden? Hat Wolfsburg da etwas dagegen zu setzen?

Natürlich ist München momentan die stärkste Mannschaft in der Liga, weil sie finanziell am besten aufgestellt ist und dazu auch noch sehr gut gecoacht wird. Momentan ist sie die Mannschaft, die man schlagen muss, um Meister zu werden. Ich denke, dass sie auch dieses Jahr wieder weit vorne mitspielen werden. Es gibt auch noch andere Kandidaten wie Mannheim oder Köln, die auch finanziell nicht weit dahinter stehen und auch sehr gute Mannschaften haben. Aber ich denke, dass wir auch eine gute Truppe mit vielen Jungs haben, die schon eine ganze Weile zusammen spielen. Dann macht das einfach riesig Spaß. Ich denke, dass wir auch deswegen oft recht weit kommen und auch gegen die Mannschaften gut mitspielen können, weil wir einfach für einander kämpfen. Ob München jetzt die nächsten Jahre sowie im Fußball durchgehend Meister wird, glaub ich nicht, weil es beim Eishockey doch noch wesentlich enger ist als die Fußball-Bundesliga.

Laut meinen Recherchen haben sie einen Vertrag noch bis 2020. Das heißt, sie wären dann 31 Jahre. Denkt man da schon an ein Karriereende und welche Karriere danach soll dann eingeschlagen werden?

Also mit 31 hören eigentlich momentan Eishockeyspieler noch nicht auf. Im Gegenteil, durch verbesserte Trainingsmethoden und über körper- schonendere Methoden können die Spieler momentan eigentlich eher länger spielen. Aber natürlich ist es immer eine Sache, wie viele Verletzungen oder große schwere Verletzungen man hat. Jetzt denke ich noch nicht an ein Karriereende. Ich möchte schon weiterspielen, aber es geht einfach schnell im Profisport und deswegen kann man nichts ausschließen. Über eine Karriere danach macht man sich natürlich Gedanken. Mit Sicherheit möchte man irgendwie mit dem Sport verbunden bleiben - in welcher Rolle auch immer. Der DEB hat da mittlerweile gute Angebote für Sportler, um weiter zu kommen. An sich würde mich auch so eine Spielerberater/ Agentensache interessieren. Da ist man nicht ganz so auf dem Schleudersitz, wie bei einem Trainerposten.  

Bedauerlicherweise stehen in den niederbayerischen Medien selten gute Neuigkeiten über den EV Landshut bzw. Ihr Name wird kaum mehr in Erinnerung gebracht. Gibt es diesbezüglich Zusammenhänge?

Nein, nicht direkt. Ich denke, Landshut hat jetzt eine wilde Phase hinter sich. Ich hoffe, dass sie sich die nächsten Jahre stabilisieren können. Landshut hat sehr viele Nachwuchsspieler, die auch sehr erfolgreich spielen. Z.B. Tobi Rieder und Tom Kühnhackl spielen in der NHL. Auf solche Spieler wird dann besonders Augenmerk gelegt, was auch klar ist. Diese Liga wird in viel mehr Ländern als die DEL angeguckt. Ansonsten mache ich mir darüber keinen Kopf. Ich denke, in der Eishockeyszene kennen mich schon viele und verbinden mich mit Landshut. Aber ja, dass da vielleicht auf Andere mehr Augenmerk gelegt wird, das ist voll OK. 

Laut meinen guten Recherchen haben beide Elternteile die sportlichen Gene zum Eishockey geliefert. Was glauben Sie wie viel Prozent sind von der Mutter und vom Vater?

Puh, das ist jetzt schwer zu sagen. Ich denke, beide waren eben sehr sportlich. Das hilft mit Sicherheit. Bei meiner Mutter habe ich damals mit dem Eiskunstlaufen angefangen und bei ihr das Schlittschuhlaufen gelernt. Mein Vater hat mich aber auch jeden Tag dahingefahren. Ich denke, es ist ganz wichtig, wenn man im Sport weiterkommen will, dass die Eltern dahinter stehen und einen fördern. Es ist auch nicht einfach, die Schule und den Sport unter einen Hut zu bringen. Da muss man auch viel aufgeben.

Bis 2007 haben Sie das Maristen-Gymnasium Furth besucht und den Schulalltag mit dem Leistungssport gemeistert. Mit welchen Erinnerungen ist dies verbunden? 

An sich eigentlich nur positive Erinnerungen. Ich habe die Schule damals von Vilsbiburg nach Furth gewechselt. Mein Alltag war da schon relativ straff. Ich bin morgens in die Schule, hab dort Mittag gegessen, war in der Hausaufgabenbetreuung und bin danach ins Training. Abends um halb neun, neun war ich wieder zu Hause. Aber genau so habe ich mir das ausgesucht. So konnte man das auch für mich am besten verbinden. Ich denke, ich war immer ein ganz vernünftiger Schüler, habe nicht immer geglänzt, war aber auch nicht schlecht. Von dem her hatte ich mit der Schule an sich nur gute Erfahrungen, die ich vorher nicht unbedingt so hatte.

Wie Beurteilen Sie es, ob der vorzeitige Wechsel in die kanadische Juniorenliga QMJHL anstelle eines Abitur-Abschlusses richtig war?

Ich denke, die Frage muss ich mir hoffentlich erst in etwa zehn Jahren stellen. Die Frage ist schwierig. Ich habe in Kanada ganz tolle Erfahrungen gemacht, die mich auch mit Sicherheit in Eishockey extrem weiter gebracht haben. Ich konnte da ganz viel lernen. Natürlich wäre das Abitur an sich wichtig gewesen. Ich weiß nicht, was aus mir als Eishockeyspieler geworden wäre, wenn ich damals nicht nach Kanada gegangen wäre. Wenn ich mein Abitur gemacht hätte, dann wäre ich heute wahrscheinlich kein Nationalspieler geworden. 

Interview: Marcel Goes, Fotos:Privat

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