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"Goodbye Furth" aus Frankreich


Schüler Kaja Knye berichtet

Internationale Schüleraustauschprogramme genießen am Maristen-Gymnasium Furth einen hohen Stellenwert. Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler zu modernen und weltoffenen jungen Menschen erziehen, die es sich auch zutrauen, einmal für einen längeren Zeitraum in einem neuen Kulturkreis zu leben. Alle Folgen gibt's hier zum Nachlesen.

Über sechs Monate ist es jetzt bereits her, dass ich am 1.September 2023 nach etwa 16 Stunden Zugfahrt, von meiner ersten Gastfamilie am Bahnhof in Saint-Brieuc abgeholt wurde. Ich hatte einen Nachtzug von München nach Paris genommen, wo ich umstieg, um weiter nach Saint-Brieuc zu fahren. Vom dortigen Bahnhof aus fuhren wir direkt zu den Großeltern, wo ich die drei kleinen Söhne der Familie - im Alter von 2, 4 und 5 Jahren kennenlernte. Dort aßen wir einen „Far de Breton“ und tranken einen Aperitif, der sehr typisch für Frankreich ist. 

In den folgenden Tagen besuchten wir einige regionale Märkte, auf denen ich die unterschiedlichsten Meeresfrüchte bestaunen konnte. Zudem fuhren wir einige Male ans Meer, etwa 15 Minuten von meinem ersten Zuhause entfernt, bevor meine Schule eine Woche später losging.

Am Wochenende nach meiner ersten Schulwoche unternahm ich mit der Verwandtschaft der Gastfamilie eine Bootstour mit ihrem eigenen Motorboot zu einem privaten Strandabschnitt, der nur mit dem Boot zu erreichen ist. An diesem Tag schwamm ich das erste Mal während meines Aufenthaltes im Meer, was sehr schön war - bis auf die Tatsache, dass im Meer Feuerquallen waren!

    

An meinem ersten Schultag brachte mich meine Gastmutter zur Schule, um mir die Stadt, aber auch meinen Weg zur Bushaltestelle zu zeigen, der etwa 15 Minuten Fußmarsch von der Schule entfernt liegt. Mein erster Schultag lief besser als erwartet. Meine Angst, keine Freunde zu finden und einer am Anfang herrschenden Sprachbarriere, war unbegründet. Ich fand sofort am ersten Schultag Anschluss in meiner Klasse. Auch die Sprachbarriere stellte sich kleiner heraus als erwartet und ich konnte bereits von Anfang an das meiste verstehen. Meine Mitschüler und Mitschülerinnen zeigten sich sehr interessiert und stellten mir viele Fragen über Deutschland.

Mittlerweile verstehe ich eigentlich alles, auch wenn mir natürlich noch einige Wörter fehlen, wenn ich spontan spreche. Alle Lehrer waren von Anfang an sehr nett zu mir. 

In der Schule muss ich in allen Fächern alle Tests mitschreiben und seit Weihnachten etwa werde ich wie die Franzosen bewertet. Deshalb freut und motiviert es mich natürlich besonders, wenn ich gute Noten habe. Zu Beginn musste ich mich erst an das Notensystem in Frankreich gewöhnen. Es gibt nämlich Notenpunkte zwischen 0 bis 20. Eine Punktzahl von 20, entspricht hierbei der bestmöglichen Note. 

Die Schule war am Anfang sehr anstrengend, da ich oft bis 17.30 Uhr Unterricht habe und erst gegen 19.00 Uhr zu Hause bin. Die Unterrichtsstunden an meiner Schule dauern etwa 55 Minuten, also länger als in Deutschland. Im Allgemeinen bemerkte ich viele Unterschiede zwischen den beiden Schulsystemen. So wählte ich zum Beispiel für dieses Schuljahr, 3 Leistungskurse, in welchen ich jeweils 4 Stunden Unterricht pro Woche habe. Meine Leistungskurse sind hierbei Mathe, Englisch und HGGSP, in welchem man sich mit Geschichte, Geographie und Geopolitik beschäftigt. Zudem haben wir pro Woche eine Unterrichtsstunde mit unserer Klassenleiterin, in welcher wir über Organisatorisches aber auch über mögliche Berufe für die Zukunft sprechen. In den Freistunden müssen wir immer unsere Schulkarte scannen, damit wir unsere Anwesenheit bestätigen können.

In meinen zweiwöchigen Herbstferien fuhren wir zu den anderen Großeltern nach Les Sables d´Olonnes, an die Westküste Frankreichs. Dort blieben wir einige Tage um Urlaub zu machen. Wir schauten uns Radrennen an, welche in der Bretagne häufig stattfinden. 

 

Zwischen den Herbstferien und Weihnachten unternahm ich außer Ausflügen, z.B. zum Cap Frêhel und den Treffen mit meinen Freunden, nichts Großes, da neben der Schule einfach keine Zeit blieb. Treffen mit Freunden sind wegen der langen Schultage eigentlich nur mittwochs oder am Wochenende möglich. Mittwochs habe ich bereits um 12.00 Uhr Schulschluss, weswegen ich da meistens mit meinen Freundinnen noch Essen gehe. 

 

Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien fand in meiner Schule die „fête de Noël“ statt, was übersetzt Weihnachtsfeier heißt. Dafür gingen wir in die Turnhalle und jede Jahrgangsstufe führte die vorher einstudierten Tänze auf. Vor den Weihnachtsferien bekam ich zudem mein erstes Zeugnis, mit dem ich sehr zufrieden war. 

Weihnachten selbst feierte ich mit der kompletten Verwandtschaft meiner Gastfamilie. Dabei aßen wir natürlich auch die in Frankreich sehr bekannte „Bûche de Noel“. Über Neujahr fuhr ich mit meiner Gastfamilie mit dem Zug in die französischen Alpen zum Skifahren. In unserem Hotel feierten wir gemeinsam mit Freunden meiner Gastfamilie Silvester. 

Mitte Januar wechselte ich – aus verschiedenen Gründen - meine Gastfamilie. Ich zog zu einer Schulfreundin von mir. Im Nachhinein kann ich sagen, dass dies für mich eine sehr gute Entscheidung war. Da die Eltern meiner Freundin getrennt leben, wohne ich gemeinsam mit ihr immer eine Woche beim Vater und die andere Woche bei der Mutter. 

In den zwei Monaten, die ich jetzt in meiner neuen Gastfamilie bin, haben wir gemeinsam bereits sehr viele Sachen erlebt. Wir besichtigten den Mont Saint-Michel, sowie die Städte Dinard und Saint-Malo. Außerdem gingen wir in eine Rollerdisko, was für mich eine ganz neue Erfahrung war. Mit einer Freundin besuchte ich außerdem Rennes, die größte Stadt in der Bretagne. Dort waren wir in diversen interessanten Museen. 

In meinen Frühjahrsferien fuhr ich mit der Familie meiner neuen Gastmutter und einer befreundeten Familie in die Pyrenäen. Das Wetter war traumhaft schön und es lag sehr viel Schnee, perfekt zum Skifahren. Zudem fuhren wir zum Wochenabschluss noch Hundeschlitten durch die verschneiten Wälder. Da Andorra nicht weit von unserer Ferienwohnung entfernt lag, machten wir dorthin einen Tagesausflug. Obwohl man dort spanisch spricht, verstand ich durch meine Französischkenntnisse trotzdem fast alles.

Jetzt bin ich noch etwa zwei Monate in Frankreich, bis ich wieder nach Deutschland zurückkommen werde. Ich freue mich schon wieder sehr auf meine Freunde und meine Familie in Deutschland. Doch ich weiß jetzt schon, dass ich Frankreich und besonders meine dortigen Freunde und Freundinnen sehr vermissen werde. Zudem finde ich es bereits jetzt etwas traurig, im Alltag dann kein Französisch mehr sprechen zu können, da ich die Sprache wirklich lieben gelernt habe.  

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