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Unterwegs im Auftrag der Europäischen Kommission


MGF nimmt an Erasmus+-Projekt teil

Erasmus+ ist ein Programm der Europäischen Kommission mit dem Ziel, allen Europäerinnen und Europäern zu ermöglichen, andere europäische Staaten zu besuchen, dabei in intensiven Austausch mit den europäischen Partnerländern zu treten und sich lebenslang weiterzubilden. Das Programm, dessen Ziel die Förderung der Zusammenarbeit und Mobilität im Austausch mit den Partnerländern der Europäischen Union ist, wird von der Europäischen Union großzügig gefördert und eröffnet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ganz neue Chancen und Kontakte. Dezidiert richtet sich das Programm neben jungen Menschen, die an Erasmus+ Austauschprojekten teilnehmen können, auch an Lehrkräfte von Schulen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, die immer wieder auch deutlich aufgefordert werden, diese Chance zur Weiterbildung zu nutzen. 

Am Maristen-Gymnasium Furth stellte Projektleiterin Ursula Schwoerer, in der Erweiterten Schulleitung verantwortlich für den Bereich Internationales, schon im Frühjahr 2019 gemeinsam mit Madame Isabelle Valognes vom Lycée Porte Océane in Le Havre in der Normandie den sehr aufwändigen Erasmus+ Antrag auf finanzielle Förderung eines Projektes mit dem Namen „Different Circumstances – Same Goals“. Ausgewählte Lehrkräfte beider Schulen, deren Voraussetzungen nicht unterschiedlicher sein könnten, sollten sich sowohl in Le Havre als auch in Furth treffen, um Vergleiche zwischen den Schulsystemen anzustellen und gemeinsame Strategien zu entwickeln, die dann wiederum der Europäischen Kommission weitergegeben werden.  Die Freude war sowohl in der Normandie als auch in Bayern groß, als beiden Anträgen von der dafür zuständigen Kommission schließlich stattgegeben wurde – and so it began… 

Nach intensiven Vorbereitungen ging es am Samstag, den 28. September endlich los für fünf Lehrkräfte des Maristen-Gymnasiums – Frau Schwoerer, Frau Huber, Frau Kaiser, Frau Stapf und Herr Popp -  und sie machten sich auf die Reise nach Le Havre in Nordfrankreich. Nachdem sie das Wochenende für Erkundungen der Normandie nutzten und die wunderschönen Ortschaften Honfleur, Deauville und Caen besichtigten, startete am Montagmorgen die konkrete Projektarbeit an der französischen Schule. 

Das Lycée Porte Océane in Le Havre hat eine Schülerklientel, die sich zu einem nicht unbedeutenden Teil aus Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund zusammensetzt, von denen einige an die Schule kommen, ohne ein einziges Wort Französisch zu sprechen. Aufgabe der Schule ist es, diese Schülerinnen und Schülern schnell zu integrieren und ihnen neben Sprachkursen auch Unterricht über Landeskunde zu ermöglichen. Darüber hinaus zeichnet sich das Lycée vor allem durch eine sehr attraktive Theaterklasse und ein umfangreiches Sportprogramm aus, die gerade denjenigen Schülerinnen und Schülern, die traumatisiert sind, die Möglichkeit bieten, sich selbst auszudrücken.  

Stellvertretend für die Erfolge, die das Lycée Porte Océane in diesem Bereich erzielt, steht der 20jährige Alaa Hussamedine, der im Alter von 12 Jahren Syrien verlassen musste, dann kurz im Libanon lebte, bevor er die Erlaubnis erhielt, mit seiner Familie nach Frankreich einzureisen. Nachdem er die französische Sprache schnell erlernte, legte er sein Abitur mit Auszeichnung ab und studiert heute Medizin in Rouen, um später als Augenarzt Frankreich etwas zurückzugeben zu können. Neben seinem Studium hilft Alaa aktiv anderen jungen Syriern, die in der gleichen Situation sind und wurde auch vom französischen Premierminister Édouard Philippe für sein Wirken ausgezeichnet.  

Diese und andere persönlich erlebte Geschichten wurden den Lehrkräften aus Furth von den Schülern Younesse, Jeanel, Driss und anderen dargestellt und sie zeigten sich sehr beeindruckt vom Mut der jungen Menschen. 

Ein französisches Lycée ist ganz anders als ein bayerisches Gymnasium aufgebaut. Ungleich einer Schule in Bayern, wo es ein Hierarchiemodell mit Schulleitung, eventuell Erweiterter Schulleitung und einem Lehrerkollegium gibt, gibt es an einer französischen Schule zahlreiche administrative Posten wie beispielsweise den CPE (Conseiller principal d’éducation). Der CPE des Lycée Porte Océane, Monsieur David Quéré, erklärte den bayerischen Lehrkräften seinen Aufgabenbereich und gemeinsam wurden die Unterschiede zwischen den Schulsystemen diskutiert. Madame Géraldine Joignant, die für die gesamte finanzielle Verwaltung der Schule verantwortlich ist, erklärte den Further Lehrkräften weiterhin das Organigramm der Schule, das sich sehr von dem einer deutschen Schule unterscheidet. 

In gemeinsamen Konferenzen wurde die zukünftige Entwicklung beider Schulsysteme herausgearbeitet, in welchen Bereiche beide voneinander lernen könnten und wie dies wiederum in ganz Europa umgesetzt werden kann. 

In Europa ist Frankreich das Land, in dem in den letzten Jahren leider immer wieder Terroranschläge passiert sind. Aus diesem Grund sind auch Schule für diese Thematik sehr sensibilisiert und es müssen regelmäßig Anti-Terror-Übungen durchgeführt werden, die äußerst ernst genommen werden. Die Lehrkräfte aus Furth hatten anlässlich ihres Aufenthalts am Lycée Porte Océane das Glück, einer solchen konzertierten Übung namens PPMS (Plan Particulier de Mise en Sûreté attentat-intrusion)  und der anschließenden Auswertung beiwohnen zu dürfen, um ihr Urteil darüber abzugeben. Es wurde sehr deutlich, dass Anschläge jederzeit und überall passieren können. Frankreich hat in dieser Hinsicht in Kooperation aller betroffener Stellen umfassende Vorsichtsmaßnahmen entwickelt und bildet Lehrkräfte aus Schulen anderer Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aus. 

Die Stadt Le Havre wurde auch deshalb als Partnerstadt von Furth in diesem Erasmus+ Projekt ausgewählt, weil sie ein Weltkulturerbeort der UNESCO ist. Das Maristen-Gymnasium als eine der wenigen UNESCO-Projektschulen in Bayern pflegt intensive Kontakte zu UNESCO-Stätten und so war für die teilnehmenden Lehrkräfte ein Besuch beim Weltkulturerbe Pflicht. Le Havre, das während des 2. Weltkriegs fast vollständig zerstört wurde, verdankt dem Architekten Auguste Perret, der den Wiederaufbau nach dem Krieg leitete, bis heute wunderschöne und visionäre Wohnanlagen mitten im Stadtzentrum.  

Im November 2019 werden sechs Lehrkräfte aus Le Havre dann im Rahmen des Erasmus+ Programms das Maristen-Gymnasium Furth besuchen und wir freuen uns schon heute darauf, ihnen ein ebenso abwechslungsreiches und interessantes Programm bieten zu dürfen. 

sh

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