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Wunder oder doch Fälschung?

Eine Replik des berühmten Turiner Grabtuch brachte Stiftungs-Direktor Günter Jehl (Mitte) am Montag mit und referierte für die zehnten Klassen dazu.
Eine Replik des berühmten Turiner Grabtuch brachte Stiftungs-Direktor Günter Jehl (Mitte) am Montag mit und referierte für die zehnten Klassen dazu.

Spannender Vortrag zum Turiner Grabtuch

Ist es ein authentisches Wunder oder doch eine geniale Fälschung, die die Wissenschaft seit Jahrzehnten auf Trab hält und an die viele Menschen weltweit glauben? Das Turiner Grabtuch lässt jedenfalls viel Raum für Spekulationen und Vermutungen. Welche genau, das stellte Günter Jehl, Direktor der Schulstiftung der Diözese Regensburg, am Montagvormittag in einem Vortrag für die zehnten Klassen heraus. Klar wurde: Eine deutliche Antwort, ob das jahrtausendalte Grabtuch echt ist oder nicht, ist schwierig und hängt am Ende auch viel mit dem eigenen Glauben zusammen. 

Es ist an einem Montagvormittag Anfang Mai am Maristen-Gymnasium Furth, Deutsch, Mathe, Englisch würde jetzt auf dem Stundenplan stehen, doch die zehnten Klassen sitzen gebannt in der Mensa der Schule. Heute geht es ausnahmsweise nicht um die gymnasialen Fächer, um die Vermittlung von Wissen und Fakten, heute steht etwas auf dem Stundenplan, was so nicht in den Lehrplänen des Gymnasiums vorgesehen ist, doch aber den Horizont der jungen Männer und Frauen erweitern wird. Günter Jehl, Direktor der Schulstiftung der Diözese Regensburg, ist am an diesem Tag ans MGF gekommen, um die aktuellen Forschungsergebnisse zum weltbekannten Turiner Grabtuch zusammenzutragen. Hundertprozent erklärt ist bis heute nicht, aus welcher Zeit das Tuch stammt und ob es tatsächlich das Grabtuch von Jesus Christus darstellt. Auch er maße sich eine endgültige Antwort nicht an, resümierte Oberstudiendirektor Jehl gleich zu Beginn seines Vortrags, "ich kann euch nur nüchterne wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen." Deswegen sei alles, was er in seinem Vortrag aufzeige, wissenschaftlich fundiert und bewiesen. "Auf alle Fälle will ich Fragen aufstellen, die dann jeder für sich beantworten muss."

Klar wurde am Ende, so viel sei vornwegenommen: Es gibt wissenschaftliche Ansätze, die belegen, dass die heute als Turiner Grabtuch bekannte Stoffbahn, die erstmals 1353 urkundlich Erwähnung findet und seit etwa – deswegen der Name – 450 Jahren in Turnin aufbewahrt wird, nicht nur zweifelsfrei aus der Zeit Jesu Christi stamme, sondern Vermutungen naheliegen, dass es tatsächlich für Jesu Beisetzung verwendet wurde. Ein Beweis: Klar ist etwa mittlerweile, dass die rötlichen Flecken auf dem Tuch keine Farbüberreste, sondern tatsächlich Blut sind; das wurde ebenso nachgewiesen wie Blütenpollen aus dem Tuch, die untersucht wurden, und die tatsächlich aus dem Raum Jerusalem stammen können. Damit liegen nahe, dass das Tuch tatsächlich über 2000 Jahre alt ist. Darüber hinaus wurde bereits 1898 – mithilfe eines Foto-Negativs – der Abdruck eines Gesichts auf dem Tuch nachgewiesen. Und dieses Gesicht zeigt eben Jesus von Nazareth. "Zudem gibt es rund um das Tuch sehr viele Übereinstimmungen mit dem Johannes-Evangelium", so Günter Jehl. 

Nicht verheimlichen sollte der Vortrag am Montag aber auch, dass es ebenso Forschungsansätze gebe, die zeigen, dass das Grabtuch weitaus jünger ist und damit nicht aus der Zeit Jesu stammen kann. So wurde bereits 1988 eine sogenannte C14-Untersuchung vorgenommen, und diese chemische Kohlenstoffuntersuchung eines Stoffpartikels kam zu dem Schluss, dass das Grabtuch eher wohl eher aus einer Zeit zwischen 1260 und 1390 stammen muss – also erst weit nach Jesu' Tod. 

Alles das untermalte Günter Jehl für unsere zehnten Klassen mit einem originalgetreuen Replikat des Turiner Grabtuchs in den Maßen 1:1. Diese Nachbildung des Tuches kann nicht frei erworben werden, vielmehr müssen zwei Bischöfe ihre Zustimmung geben. Immer wieder verwies der Oberstudiendirektor während seines Vortrags auf das mitgebrachte Tuch-Replikat. Und auch darauf, dass es mittlerweile eine eigene Wissenschaftsabteilung gebe, die Sindonologie, die sich mit dem Turiner Grabtuch beschäftigt. "Das", so Jehl weiter, "zeigt, wie wichtig diese Thematik ist."

Doch war Jehl sowieso nicht mit dem Ansinnen angereist, den Schülerinnen und Schülern eine klare Antwort zur Herkunft des Grabtuchs zu geben. "Das Wie ist bis heute nicht erklärbar", resümierte der Oberstudiendirektor. So sei nicht bewiesen, dass das Tuch älter als das Jahr 1260 sei, "doch andere Forschungsergebnisse sprechen sich auch nicht klar gegen ein Alter von 2000 Jahren aus." Vor allem, schloss der Stiftungs-Direktor seinen Aufruf an die Klassen, liege es nun an jedem einzelnen, selbst über die Echtheit des Grabtuchs nachzudenken, Und, so Jehls Ansatz: "Ich brauche das Tuch für meinen Glauben gar nicht." So blieb am Ende die spannende Frage, ob es sich um ein authentisches Relikt aus der Zeit Jesu handelt. Oder die Menschen seit Jahrhunderten einer genialen Fälschung nachgehen. 

sp

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