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Unsere bayerischen Vorfahren


Exkursion in den Lokschuppen Rosenheim

Gibt es etwas Spannenderes als Menschheitsgeschichte? Das W-Seminar Äthiopien machte sich auf die Suche nach den ältesten Bayer, der je ausgegraben werden konnte, und wurde fündig im Lokschuppen in Rosenheim. Ausgestellt ist dort der Sensationsfund eines Skeletts aus Essing in Niederbayern, datiert auf 34.700 bis 33.800 Jahre vor heute. Auf Grund ausreichend genetischen Materials können einige sehr genaue Angaben dazu gemacht werden, wie unser bayerischer Vorfahre ausgesehen haben muss: Es handelt sich mit Sicherheit um einen Mann, er war 163 cm groß und starb mit etwa 54 Jahren. Er hatte dunkles Haar, braune Augen und war von sehr dunkler Hautfarbe. Der Mann aus Essing war ein Homo sapiens sapiens mit gleicher Hirnmasse wie wir heute es sind. Begrüßt wurden wir im Museum mit den Worten: „Haben sie noch eine Jacke dabei?“ – „Nein, warum auch, es ist doch heute gar nicht so kalt!?“ Bald schon versteht man diese Frage, denn man wird in den Räumen mitgenommen zurück in die Eiszeit, und ebensolche Temperaturen herrschen auch in den Ausstellungsräumen. In einer kurzweiligen interaktiven Führung erleben die Seminaristen eine Zeitreise zurück bis zum Neandertaler. Während sich die Schüler schon gut auskannten mit den Funden des Australopithecus afarensis, also mit „Lucy“ und „Ardy“ aus dem Afar-Gebiet in Äthiopien, stellte sich die Frage, wie entwickelte sich die Menschheitsgeschichte eigentlich bei uns in Europa. Nachdem der Homo sapiens sapiens aus Afrika nach Asien und Europa in gleicher Weise ausschwirrte, traf er bei uns auf den weit weniger gut entwickelten Homo neanderthalensis. So kommt es, dass der sog. Neandertaler vollkommen ausstarb und wir heute kaum noch Gene vom Neandertaler besitzen, sondern ausschließlich genetisches Material vom Homo sapiens sapiens aus Afrika. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die Menschen damals bei uns sehr dunkelhäutig waren. Dazu kommt noch, dass in der großen Eiszeit die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig war und damit die Sonneneinstrahlung äußerst hoch. Auf Grund der an Funden nachweisbaren sozialen Gefüge und kulturellen Entwicklungen geht man davon aus, dass es bereits etwas wie Sprache gegeben haben muss. Gesichtsform, Knochenbau am Kiefer und Zunge legen dies ebenfalls nahe. Auch Religion findet bereits statt. Gefunden wurden nämlich Figuren, die Mischwesen darstellen und als religiöse Objekte gedeutet werden. Heute untersucht man akribisch die biologische Evolution des Menschen, nicht minder spannend erweist sich jedoch die kulturelle Evolution durch Anpassung an Klima, Vegetation und Umwelt allgemein. Der Mensch kultiviert sich durch Fortschritt und Technik, gleichzeitig separiert er sich aus der Natur heraus. Damit einher gehen heute große Herausforderungen: die Bewahrung von Schöpfung, Umwelt und Natur einerseits und der Erhalt von Komfort, Technik und lieb gewordenen Errungenschaften auf der anderen Seite. Menschheitsgeschichte bleibt spannend.

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