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Auf den Punkt gebracht


Pfarrer Rainer Maria Schießler begeistert mit Lesung am Maristen-Gymnasium

Wahrscheinlich hätten die knapp 400 Zuschauer noch zwei weitere Stunden zuhören können, doch auch so war die Lesung mit Rainer Maria Schießler am Donnerstagabend in der Mensa des Maristen ein voller Erfolg. Der Münchner Pfarrer war auf Einladung des Bundes der Selbstständigen nach Furth gekommen, um sein aktuelles Buch vorzustellen. Es wurde ein mal nachdenklicher, dann aber wieder saukomischer, aber durchaus auch provozierender Abend.

Was ist er eigentlich? Katholischer Priester, Autor, Medienmensch? So genau weiß man das bei Rainer Maria Schießler, katholischer Priester in der Münchner Maximilian-Pfarrei, mitten drin in der Isarvorstadt, nicht. Und dass dort die Bedingungen andere sind als auf dem Land, in den Dörfern und Kleinstädten, das hat der 56-Jährige schnell erkannt – und seine Art zu predigen, Gottesdienste zu halten, Menschen für die Kirche zu begeistern, schnell umgestellt. Viele G’schichten, Erlebnisse, mal Ernstes, mal Tieftrauriges hat Schießler in seinen nun 30 Jahren als katholischer Geistlicher erlebt, 25 davon mitten drin in der Landeshauptstadt. Die Interessanten davon hat der 56-Jährige in einem Buch zusammengefasst, das er am Donnerstag nach Furth mitgebracht hatte und eigentlich daraus vorlesen wollte. Eigentlich – denn der Abend in der MGF-Mensa war weniger eine Lesung, als vielmehr der Vortrag eines G’schichten-Erzählers im positivsten Sinn. Es waren durchaus ernste Themen, die Schießler mitgebracht hatte, doch er verstand es zu jederzeit, sie charmant, sie so zu verpacken, dass der Kern des Gemeinten zwar blieb, man als Zuhörer aber auch immer etwas zum Schmunzeln dabei hatte. Etwa die Frage, ob er, Schießler, sich durch seine zuweilen doch kirchenkritische Art nicht jegliche Karrierechance vertun würde. „Koa Problem“, erzählte Schießler also in tiefstem Bairisch, „dann muas I ma wenigstens koa neis G’wand kaffa.“

Doch nicht nur die meist witzigen, oft aber auch nachdenklichen Geschichten aus Biographie des Priesters waren es, die den fast 400 Zuschauern aus Landshut und Umgebung stellenweise Szenenapplaus entlockten, es war auch Schießlers Verständnis von Kirche, sein Verständnis von Glauben, das manchen Besucher durchaus nachdenklich werden ließ. Seine Maximilian-Gemeinde mitten drin im Herzen Münchens ins eine der wenige, die stetig wächst, zu der manche Gottesdienstbesuche teilweise jeden Sonntag hunderte Kilometer auf sich nehmen, um Messe zu feiern („Ökologisch ist das natürlich völlig irre“). Jedoch nicht aus Zwang, wie Schießler betonte, „sondern weil sie wollen.“ Denn, so die Ansicht des 56-Jährigen, man dürfe die Menschen nicht mit der jahrzehntelang gepredigten Sonntagspflicht in die Kirche locken, „sondern man muss die Gottesdienste so gestalten, dass die Leute es bereuen, wenn sie mal nicht dabei gewesen sind.“

Wer glaubt, Rainer Maria Schießler wäre ein starker Kritiker der katholischen Kirche, des eigenen „Stalls“ quasi, der irrt. Ein tiefes Glaubensverständnis, eine tiefe Glaubensverwurzelung offenbarte der 56-Jährige am Donnerstag – eben nur im modernen Kontext. So verschließe er sich auch den modernen Medien nicht, erklärte Schießler am MGF. Eine eigene Facebook-Seite hat der Geistliche sowieso, und auch für die Gottesdienstvorbereitung bedient sich Schießler immer mehr im Internet. Denn nicht immer nur die üblichen Messtexte finden bei den Gottesdiensten des 56-Jährigen Anwendung, oft bedient er sich auch an modernen Fassungen aus dem Internet – aus ganz pragmatischen Gründen. Das Evangelium, die wichtige Botschaft Christi, müsse man doch in einfachen, verständlichen Worten vortragen, zeigte Schießler auf. „Das muss so gestaltet sein, dass es auch Kinder verstehen“, so der Priester. „Seit wir das machen, sind die Leute ganz gierig danach.“

Wir sehr Schießler sich trotz seiner kritischen Art, trotz seiner bisweilen ungewohnten Weg, als Mitglied der katholischen Kirche sieht, bewies eine kleine Geschichte, die der Münchner ganz am Ende des Abends erzählte. Oft werde er gefragt, berichtete Schießler, warum er nicht einfach Evangelisch werde bei seiner ganzen kritischen Sichtweise. „Da“, zeigte Schießler auf, „sage ich dann immer, dass ich meine eigene Vergangenheit ja nicht an der Garderobe abgeben kann.“ Viel besser sei es, die Wege der eigenen Kirche zu modernisieren und zu verbessern. „So, wie es auch unser neuer Papst Franziskus vorgibt.“

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