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Grenzen überwinden

Maximilian Schwarzhuber berichtete den Schülerinnen und Schülern des Alpencross-Seminars von seiner speziellen Lebensgeschichte, munterte sie aber auch auf, Grenzen zu überwinden – auch die im Kopf.
Maximilian Schwarzhuber berichtete den Schülerinnen und Schülern des Alpencross-Seminars von seiner speziellen Lebensgeschichte, munterte sie aber auch auf, Grenzen zu überwinden – auch die im Kopf.

Maximilian Schwarzhuber berichtete von seinem speziellen Alpencross

Wie sehr das Leben Wendungen für einen bereithalten kann, zeigt das Beispiel von Maximilian Schwarzhuber. Im Jahr 2017 wurden dem 26-Jährigen aus Wolnzach in der Hallertau beide Unterschenkel amputiert, jetzt, gut zwei Jahre später, absolvierte der junge Mann seine erste Alpenüberquerung mit dem Fahrrad. Davon, und vor allem aber, warum man im Leben immer aus seiner Komfortzone herauskommen und Grenzen überwinden sollte,  berichtete Schwarzuber am Dienstagnachmittag unserem P-Seminar „Alpencross“.

Irgendwann war der Moment gekommen, als die Schmerzen zu groß wurden. Gehen war schon lange nicht mehr möglich, und auch ansonsten schmerzte Maximilian Schwarzhuber fast jede Bewegung. Die einzige Lösung: die Amputation beider Unterschenkel. Ein schwerer Schicksalsschlag war das für den jungen Burschen aus der Hallertau, gewiss, aber auch einer, vieles in eine andere Richtung lenkte für den jungen Mann. Seitdem ist viel geschehen im Leben des Musik- und Sportbegeisterten, unter anderem absolvierte Schwarzuber vor gut zwei Wochen eine Alpenüberquerung mit dem Fahrrad, von München nach Venedig, fünf Tage, gut 500 Kilometer. Und davon berichtete Schwarzhuber nun auf Einladung von Lehrer Matthias Spanrad dem MGF-Seminar „Alpencross“. Und wer Schwarzhuber zugehört hat, der konnte die Begeisterung spüren, die bei dem Tourbericht mitschwang. Wenn Maximilian und sein Begleiter kurz nach Sonnenaufgang losgeradelt waren an den Stationen in Deutschland, Österreich und Italien, wenn verschneite Berggipfel ebenso kamen wie das Ziel Venedig. Doch Schwarzhuber wusste auch von den Anstrengungen der Tour zu berichten, von den Problem, wenn man „fünf Tage lang nur eine Person sieht.“ Und – vielleicht ein entscheidender Hinweis für die MGF-ALpencrosser – wenn bereits am zweiten Tag der Hintern zu schmerzen beginnt und man nicht mehr weiß, wie man sitzen soll. „Das“, kann Maximilian Schwarzhuber im Nachhinein schmunzeln, „waren die schlimmsten Schmerzen, die man sich vorstellen kann.“ Aber dennoch: Ein Tour wie die der Alpenüberquerung schafft Erinnerungen, ermöglicht bleibende Momente. Vor einigen Jahren ist der Hallertauer bereits von Wolnzach bis an die Nordsee geradelt, eine nicht minder heikle Herausforderung. „Bei der Tour erinnere ich mich an jeden einzelnen Tag, was sonst so los war in dem Jahr, da weiß ich fast gar nichts mehr“, gestand Schwarzhuber am Dienstag.

Doch der 26-Jährige, der nur ein paar Jahre älter ist als die Seminarteilnehmer, will den Schülerinnen und Schülern weit mehr mitgeben als diesen einfachen Tourbericht, der von gesperrten Straßen, zwei Tagen Dauerregen und einem stolzen Gefühl bei der Ankunft am Markus-Platz in Venedig erzählt. Mitgebracht hat Schwarzhuber vor allem auch seine eigene Geschichte, seine Lebensgeschichte. Bereits in jungen Jahren beginnen die gesundheitlichen Probleme mit den Füßen, ehe sich der Hallertau eben von sich aus dazu entschließt, beide Unterschenken abnehmen zu lassen, ehe eine vollständige Lähmung einsetzen könnte. Doch Schwarzhuber schafft das, was vielen Menschen guttun würde: Er überwindet Grenzen. Nur wenige Wochen nach der Amputation nimmt er am bekannten „Lauf10“ in seiner Heimatgemeinde teil, schafft, was mancher Gesunder nicht ohne weiteres hinbekommt – er läuft ins Ziel. Denn das hat Schwarzhuber in den Wochen und Monaten nach der Operation gelernt: Dass der Wille oft entscheidender ist als die Voraussetzungen. „Bei mir sieht man, dass man die Umstände nicht ändern kann“, führt Schwarzhuber den Schülern vor Augen. „Entscheidend ist aber, wie man darauf eingeht.“ Und vieles müsse man auch mit Humor nehmen, empfiehlt Schwarzhuber seinen Zuhörern weiter. Wenn man sich mitten drin fragt, welcher Vollidiot auf die Idee gekommen sei, eine Alpenüberquerung durchzuführen anstatt auf der Couch zu liegen, solche Momente würden einfach dazugehören, zeigt der Hallertauer auf. „Dann hat das etwas mit der eigenen Einstellung zu tun.“ Und damit, Probleme auch mit dem Nötigen Spaß zu lösen. „Das ist ein wichtiges Tool im Leben“, empfiehlt Maximilian Schwarzhuber den baldigen Abiturienten.

Ganz am Ende, als der Besuch beim P-Seminar in Furth fast schon beendet ist, sagt Schwarzuber einen Satz, der vielleicht am besten zusammenfasst, um was es im Leben allgemein, aber speziell vielleicht auch in dem des 26-Jährigen vielleicht am meisten geht, gehen sollte. Viele Probleme und Unannehmlichkeiten schleichen sich immer wieder ein, Momente, in denen man zweifelt am Leben und an seinen Plänen. „Am Ende bestehen die Grenzen aber mehr im Kopf als im Körper“, zeigt Schwarzhuber den Schülerinnen und Schülern auf. „Und es kommt darauf an, aus seiner Komfortzone herauszukommen – dann lernt man auch.“

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